Für Führungskräfte: 5 Dinge, auf die Sie bei der Auswahl Ihres Coachs achten sollten

Einsame Gipfelstürmer - Coaching als Werkzeug der Selbstreflexion bei Führungskräften

5 Dinge, die Sie bei der Auswahl Ihres Coachs beachten sollten

Schon für mittlere Führungskräfte ist es häufig nicht mehr möglich, sich im eigenen Unternehmen vertrauensvoll zu reflektieren. Die Ursache ist die Angst, schwach zu erscheinen oder Kollegen auf gleicher Hierarchieebene Material anzuvertrauen, dass später gegen die Führungskraft verwendet werden kann. Coaching kann hier ein probates Mittel sein, außerhalb des eigenen Unternehmens in vertraulicher Umgebung wichtige Themen offen anzusprechen. Zentral bei der Auswahl eines geeigneten Coachs ist neben der persönlichen Passung und möglichst kostenfreiem Kennenlerngespräch, um diese herauszufinden, die fachliche Qualifikation des Coachs und das Bereitstehen einer störungsfreien, angenehmen Umgebung für das Coaching. Wichtige Aspekte können auch die finanzielle Unabhängigkeit des Coachs von Ihrem Auftrag sowie seine Spezialisierung sein.

Ein Ursprung des Coachings, also der berufsbezogenen Prozessberatung, wie wir sie heute kennen, ist die Erkenntnis auf den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, dass Top-Manager häufig keine Möglichkeit haben, sich über aktuelle Fragen der Unternehmensführung mit einer Person ihres Vertrauens auszusprechen, wie dies z.B. auf Mitarbeiterebene häufig der Fall ist. Management Coaching in diesem Sinne dient also in erster Linie dazu, mit einer unabhängigen, interessierten Person einen vertrauensvollen Blick auf die eigene Führungsrolle zu nehmen. War (Management) Coaching früher überwiegend den Spitzenkräften vorbehalten, diffundiert dieser Beratungsansatz mittlerweile in der Unternehmenshierarchie nach unten - auch mittlere Führungskräfte haben häufig nicht die Möglichkeit, sich im notwendigen Maß über ihre Arbeit mit ihnen wohl gesonnenen Kollegen auszutauschen. Insbesondere dann, wenn die betroffene Führungskraft neu in ihrer Rolle ist (also entweder neu als Führungskraft oder auch neu im Unternehmen), bestehen häufig Befürchtungen, dass eine allzu offene Kommunikation eigene Schwächen aufdecken und die eigene Karriere im Unternehmen beschränken kann. Das Resultat kann neben möglicherweise ungenutztem Potential der Führungskraft eine psychische Belastung sein, die seine Leistungsfähigkeit und die Qualität der Mitarbeiterführung einschränkt.


Viele, vor allem größere Unternehmen bieten daher regelhaft ihren Mitarbeitern Coaching an, wenn diese in eine Führungsposition gelangen oder sich innerhalb dieser verändern. Vor allem in kleinen und mittleren Betrieben ist allerdings der Vorteil einer entsprechenden Beratung für Unternehmen, Mitarbeiter und die Führungskraft selbst häufig noch nicht erkannt. Manager in entsprechenden Unternehmenskontexten machen sich daher vermehrt auf die Suche nach einem Coach, den sie entsprechend selbst beauftragen.


Leider tun sich viele Führungskräfte ohne die entsprechenden Marktkenntnisse schwer dabei, einzuschätzen, welcher Coaching-Anbieter für sie geeignet sein kann. Aus der Interaktion mit meinen Kunden und den von ihnen berichteten Erfahrungen habe ich hier die fünf aus meiner Sicht wichtigsten Punkte zusammen gestellt, auf die Sie - meiner Meinung nach - bei der Auswahl eines Coachs achten sollten, wenn Sie Ihre Führungsrolle reflektieren möchten. Mehr Informationen zu meiner Arbeit und meinem Beratungsansatz finden Sie unter http://www.coach-wi.de.

 

Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl
Um mit einem Coach erfolgreich zusammen zu arbeiten, benötigen Sie eine gute Arbeitsbeziehung - der Fachausdruck dafür ist Rapport. Wenn wir einen Menschen kennen lernen, haben wir in der Regel ein „Bauchgefühl“ zu diesem Menschen - entweder wir haben den Eindruck, dass uns ein sympathischer Mensch gegenüber sitzt, mit dem wir gern mehr Zeit verbringen würden, oder vielleicht spüren wir auch einen Fluchtimpuls oder Antipathie. Im Geschäftsleben ist es häufig notwendig, auch mit Partnern zu arbeiten, denen wir nicht spontan Sympathie entgegen bringen. Im Coaching wäre dies der völlig falsche Ansatz - verspüren Sie bei dem Menschen, der Ihnen im Erstgespräch gegenüber sitzt, nicht das Gefühl, mit ihm gemeinsam an Ihren Fragestellungen arbeiten zu wollen und sind nicht zuversichtlich, zu sinnvollen Lösungen zu kommen, sollten Sie die Zusammenarbeit vermutlich nicht aufnehmen. Es geht dabei nicht darum, dass der Coach vielleicht seine Arbeit nicht gut machen würde - das können Sie zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch nicht beurteilen. Aber es hat, völlig ohne persönliche Wertung, ohne eine entsprechende persönliche Passung in diesem Rahmen einfach keinen Sinn, zusammen zu arbeiten. Coachees, die anfänglich ihr (schlechtes) Bauchgefühl ignoriert haben, geben die Zusammenarbeit irgendwann genervt auf, da sie nicht zu für sie sinnvollen Resultaten führt.


Kennenlernen ohne Eintrittsgeld
Weil professionelle Coaches wissen, wie wichtig diese persönliche Arbeitsbeziehung ist, werden die meisten Ihnen ein kostenfreies kurzes Kennenlerngespräch anbieten, oder aber dieses Gespräch mit späteren Sitzungen verrechnen. Ein Coach, der nicht unter finanziellem Druck steht, hat wie Sie das Ziel, nur solche Aufträge anzunehmen, die auf Basis eines guten Rapports auch zu guten Ergebnissen führen. Daher wird ein professioneller Coach Ihnen auch zurück melden, wenn auf seiner Seite im Vorgespräch der Eindruck entstanden ist, dass es keine gute Basis für die Zusammenarbeit gibt.
Formale Qualifikation und Fortbildung
Die fachliche Qualifikation eines Coachs ist für den Laien häufig nur schwer abzuschätzen. Hinweise können Zertifizierungen geben, sofern diese von anerkannten Stellen ausgesprochen wurden (z.B. große Coaching-Verbände oder öffentliche Hochschulen) sowie regelmäßige Fortbildungen und Supervision/Intervision (anonymisierte Fallbesprechung mit fachkundigen Dritten).


Arbeitsumgebung
Schon im Vorgespräch sollten Sie in der Regel abschätzen können, ob der Coach in der Lage ist, eine störungsfreie und angenehme Arbeitsumgebung zur Verfügung zu stellen. Räume im eigenen Unternehmen der Führungskraft sind, vor allem bei kleineren und mittleren Betrieben, in der Regel weniger geeignet. Häufig gelingt hier weniger der Blick von außer auf die eigene Arbeit, und die Vertraulichkeit ist nicht immer vollständig zu gewährleisten.


Finanzielle Unabhängigkeit
Viele Coaches beraten im Nebenberuf oder neben einer zweiten Haupttätigkeit her, wenn es sich nicht gerade um Stars der Szene handelt, die sich vor Anfragen kaum retten können. Der Hintergrund davon ist nicht, dass es sich dabei um schlechte Coaches handeln würde, die nicht in Vollzeit tätig sein könnten. Vielmehr entscheiden sich viele Kollegen bewusst zu diesem Ansatz, um Coaching-Mandate gezielt auswählen zu können und nicht in finanzielle Abhängigkeit und damit in die Versuchung zu geraten, Aufträge zu bearbeiten, für die sich Coaching nicht eignet oder denen keine tragfähige Arbeitsbeziehung zugrunde liegt. Aus Ihrer Sicht als Coachee ist insofern die Frage legitim, wie sehr Ihr Coach auf Ihren Auftrag angewiesen ist.


Verzicht auf Expertentun
Wichtig ist es schließlich, verstanden zu haben, dass es sich bei Coaching nicht um eine Experten-, sondern Prozessberatung handelt. Das bedeutet, dass es z.B. nicht so ausschlaggebend sein muss, ob der Coach selbst Führungserfahrung hat oder sich in Ihrer Industrie oder Ihrem Gewerbe auskennt. Konkret: Wenn Sie Fragestellungen zur Mitarbeiterführung bearbeiten wollen, dann ist der Coach kein Experte, der Ihnen sagen soll, wie Sie Ihre Mitarbeiter zu führen haben. Vielmehr begleitet er Sie durch einen strukturierten Prozess, der Ihnen ermöglicht, Ihr eigenes Führungsverhalten in Frage zu stellen und zu optimieren. Wohlgemerkt: Wie viel Expertentum dem Coaching gut tut, ist fachlich eine umstrittene Frage. Aus meiner Sicht ist es aber (auch und vor allem für die konstruktive Arbeitsbeziehung) entscheidend, dass Sie als Coachee eine Zuversicht darein entwickeln, mit dem Coach, der Ihnen gegenüber sitzt, Ihre Fragestellungen bearbeiten zu können. Kenntnisse in Ihrer Fachdomäne können hier hilfreich sein, um eine gemeinsame Sprache zu finden. Zu große Ähnlichkeit oder vermeintlich tiefe fachliche Kenntnisse Ihrer betrieblichen Zusammenhänge können aber beim Coach auch den Blick dafür verstellen, was für Sie wirklich hilfreich wäre.

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